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Einige Gedanken und Erläuterungen zu den ADS-B-Daten
- Meine Seite stellt einen Zusammenhang zwischen ADS-B-Daten, OrangePi-Computern und Webseiten wie Flightradar24 her und zwar derart, als wäre er zwingend.
Das ist er aber nicht:
- Die ganze ADS-B-Infrastruktur dient weniger der Belieferung von Webseiten für die Bevölkerung sondern primär der Flugsicherung.
- Der Empfang der ADS-B-Daten mit einem (Klein)Computer ist nicht die Regel, sondern die Ausnahme: FR24 selbst vertreibt (kostenlos?) ein Empfangsset, das explizit damit beworben wird, dass gerade kein Computer benötigt werden würde, um es zu betreiben.
- FR24 ist nur eine, wenn auch m.W. die größte, Webseite, welche ADS-B-Daten empfängt und darstellt. Im Gegensatz etwa zu ADS-B-Exchange stellt FR24 m.W. militärische Flüge und Flugzeuge i.d.R. nicht dar - und vermittelt damit ein unvollständiges Bild des Luftverkehrs.
- Wie gerade erwähnt ist der Empfang von ADS-B-Daten mit der Kombination aus (Klein)Computer und DVB-T-Antenne nicht die Regel. Insofern stellt diese Konstruktion ein Beispiel für "Hacking" dar. Nicht im Sinne von "Sich Zugang zu Information verschaffen, die eigentlich geheim bleiben sollten" sondern im Sinne von "Etwas (nämlich DVB-T-Empfänger) für einen Zweck benutzen, für den es ursprünglich nicht gedacht war". Vergleiche die Begriffsbestimmung in der Wikipedia.
- Was Micha und ich betreiben, ist m.E. ein Beispiel für Citizen Science.
- Micha ist berufsbedingt ein Vielflieger.
- Dagegen bin ich eher selten per Flugzeug unterwegs, dienstlich bislang nur ein einziges Mal. Allerdings wohne ich in der Nähe von FRA und halte mich mehrere Wochen pro Jahr in der Nähe von LEJ auf. Wie praktisch jeder Bürger in Deutschland bin ich also von Fluglärm betroffen, zumindest hör(t)e ich bislang an nahezu jedem Ort in Deutschland Flugzeuge.
Durch die Beschäftigung mit ADS-B bin ich z.B. in der Lage, subjektive Eindrücke von Fluglärmbelastungen mit objektiven Daten zu vergleichen.
- Die Beschäftigung mit ADS-B ermöglicht oder erzwingt die Beschäftigung mit großen Bereichen von "MINT": Physik (elektromagnetische Wellen und insbesondere ihre Dämpfung), Mathematik (sphärische Geometrie, Koordinatentransformation, Kartennetzentwürfe) und Informatik (Daten erfassen, speichern, vergleichen, verknüpfen und visualisieren, Netzwerktechnik).
Möglicher- oder trivialerweise sind diese Themen mir nahe genug, um mein Interesse zu wecken, aber nicht so weit von meinem Wissensstand und meinen Vorkenntnissen entfernt, dass ich gleich resignieren würde. In der Psychologie des Wissenserwerbs - mit welcher ich mich im Lehramtsstudium auseinander zu setzen hatte - nennt man das, glaube ich, (angemessene, adäquate) "Proximität".
Micha, der im Bereich IT-Security tätig ist, sagte einmal sinngemäß:Ich habe bislang privat kein IT-Projekt begonnen, das mir nicht irgendwann beruflich von Nutzen gewesen wäre.
Das trifft auch auf mich zu. Damit ist nicht gemeint, dass jede Art von Hobby einen beruflichen Nutzen haben muss, aber ein guter Nebeneffekt ist es durchaus.
Ich halte es für möglich, ½ bis ¾ eines Informatik-Studiums anhand von ADS-B abzubilden; das Ganze auf den Informatik-Unterricht einer (allgemeinbildenden) Schule herunterzuskalieren erscheint mir dagegen eher zweifelhaft.